Geschichte Berlin-Friedrichshain

Friedrichshain ist ein Ortsteil im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin. Bis zur Fusion mit dem benachbarten damaligen Bezirk Kreuzberg bei der Verwaltungsreform 2001 gab es einen eigenständigen Bezirk Friedrichshain, der mit dem heutigen Ortsteil Friedrichshain deckungsgleich ist. Der Ortsteil hat seinen Namen vom Volkspark Friedrichshain im Norden und erstreckt sich nach Süden bis zum Spreeufer.

 

Überblick

Friedrichshain gliedert sich historisch in die Gebiete östliche Stralauer Vorstadt, Boxhagen, Stralau, Samariterviertel und die östliche Königsstadt, dazu die ehemals zu Lichtenberg gehörende Kolonie Friedrichsberg. Vor 1920 verlief die Stadtgrenze quer durch den Bezirk. Zumindest dem Namen nach zeugen davon das Frankfurter Tor und die Oberbaumbrücke als Bezeichnungen alter Zollstationen. Das Frankfurter Tor als ehemaliges Stadttor befand sich allerdings auf Höhe des U-Bahnhofs Weberwiese und nicht an der heutigen, Frankfurter Tor genannten, Kreuzung Warschauer Straße/Karl-Marx-Allee. Erst mit der Neuordnung der Stadt Berlin in den 1920er Jahren entstand der heutige Ortsteil als Bezirk. Er unterteilt sich in sechs Gebiete, die durch die großen Straßen des Bezirkes gegliedert werden, zuzüglich Stralau und Stralauer Kiez im Süden an der Spree.

 

Vorgeschichte des Ortsteils

Der älteste Teil des heutigen Ortsteils Friedrichshain ist das mittelalterliche Fischerdorf Stralau, auf der Halbinsel Stralau gelegen, das auch der Stralauer Vorstadt ihren Namen gab.

Daneben sind Boxhagen und Friedrichsberg historische Ortslagen im Ortsteil. Boxhagen ist seit dem 16. Jahrhundert der Name eines Vorwerks, später auch einer kleinen Kolonisten-Ansiedlung. Vor dem 16. Jahrhundert war Boxhagen bereits als Flurname gebräuchlich. Friedrichsberg ist ebenfalls eine Kolonie (Kolonisten-Ansiedlung), die hier 1770 entstand.

Der weitaus größte Teil des heutigen Ortsteil Friedrichshain geht auf ehemalige Vorstädte Berlins zurück, und zwar einerseits auf Teilbereiche der Königsstadt, andererseits auf den überwiegenden Teil der Stralauer Vorstadt. Diese macht den größten Teil des heutigen Ortsteils aus.

Die Vorgeschichte Friedrichshains ist daher vor allem die Geschichte der Stralauer Vorstadt (auch: Stralauer Viertel). Dieses Gebiet war eine Vorstadt Alt-Berlins, die im 17. Jahrhundert östlich der alten Stadtgrenze (Stadtgrenze war damals der Verlauf der heutigen S-Bahntrasse zwischen Alexanderplatz und westlich der Jannowitzbrücke) in Richtung des Dorfes Stralau entstand. Die Stralauer Vorstadt dehnte sich nach und nach immer weiter nach Osten aus.

Bis zum 19. Jahrhundert wurde im eher ländlichen Stralauer Viertel vor allem Gartenbau betrieben.

Mit dem Bau des Frankfurter Bahnhofs 1842 veränderte sich der Stadtteil, Mietskasernen und Fabriken wurden errichtet. Textilindustrie (Weberei, Bleichen und Färbereien), Holzverarbeitung und ein Papierwerk, Lebensmittelindustrie (Brauereien, Molkereibetriebe, Fleischfabriken, Zuckerfabrik, Essigfabrik, Mühlen) sowie Eisengießerei und Maschinenfabriken (z. B. Julius Pintsch AG) sind Beispiele für die beginnende Industrialisierung des Bezirks.

Das erste Wasserwerk Berlins ging 1856 am Stralauer Tor in Betrieb (etwa auf dem Gelände des späteren Glühlampenwerkes). Am Stralauer Platz wurde 1845–1847 eine erste kommunale Gasanstalt Berlins errichtet.

Mit dem Bahnhof der Königlichen Ostbahn, dem Wriezener Bahnhof und Güterbahnhofsflächen kamen bis zum Ersten Weltkrieg nach und nach großflächig weitere Bahnareale dazu.

Bis 1920 wuchs die Stralauer Vorstadt immer mehr nach Osten und grenzte dann unmittelbar an Boxhagen und an Friedrichsberg (beides dann inzwischen zu Lichtenberg gehörig). Das Samariterviertel und (das heute nicht zu Friedrichshain gehörende) Schlachthofgelände gehörten auch zur Stralauer Vorstadt, ebenso der Rudolfkiez, Stralau allerdings nicht.

 

Entwicklung des Stadtteils seit der Bildung Groß-Berlins

Im Jahr 1920 wurde der seinerzeitige Bezirk Friedrichshain gebildet. Er umfasste den größten Teil der Stralauer Vorstadt, einen kleinen Teil der Königsstadt und Stralau. Boxhagen und Friedrichsberg gehörten 1920 noch nicht dazu und wurden zunächst dem Bezirk Lichtenberg zugeordnet. Den weitaus größten Anteil an der 1920 geschaffenen Bezirksfläche hatte die vormalige Stralauer Vorstadt. Der Name Friedrichshain war als Stadtgebietsname neu und leitet sich vom Volkspark am Rande des damaligen Bezirks her, der seinen Namen König Friedrich II. verdankt.

Friedrichshain war in den 1920er und 1930er Jahren eine Hochburg der Sozialdemokraten und Kommunisten und zugleich ein Hauptschauplatz der Kämpfe, die die Arbeiterparteien untereinander und gegen die Nationalsozialisten in Berlin führten. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 entwickelte sich im Bezirk ein umfangreicher und vielfältiger Widerstand gegen den Nationalsozialismus.Sofort benannten die neuen Machthaber Friedrichshain nach einem ihrer Idole, dem 1930 von Kommunisten getöteten Friedrichshainer SA-Führer Horst Wessel, in Horst-Wessel-Stadt um (von 1935 bis 1945: Horst-Wessel).

Mit der Berliner Gebietsreform zum 1. April 1938 änderte sich das Bezirksgebiet beträchtlich, als ihm die westlich der Ringbahn gelegenen Teile des Bezirks Lichtenberg eingegliedert wurden, die den Großteil des historischen Gebietes Friedrichsberg sowie Boxhagen ausmachen. Die Bevölkerungszahl des Bezirks, die im Oktober 1937 noch rund 289.000 betragen hatte, stieg dadurch auf über 353.000 im Oktober 1938.

Im Zweiten Weltkrieg zerstörten die Luftangriffe der Alliierten und der Häuserkampf in der Schlacht um Berlin große Teile Friedrichshains.

 

Nach dem Krieg bis zum Mauerfall

Noch im Juni 1945 ordnete der Berliner Magistrat die Rückbenennung des Bezirks in „Friedrichshain“ an.

Friedrichshain lag im sowjetischen Sektor und dadurch seit der Teilung der Berliner Verwaltung in Ost-Berlin. Der Übergang in den West-Berliner Bezirk Kreuzberg war die Oberbaumbrücke. Die am Spreeufer erhaltene Hinterlandmauer an der Mühlenstraße ist heute als East-Side-Gallery ein touristischer Anziehungspunkt.

Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Stalinallee. Im weiteren Verlauf der DDR-Zeit wurden Plattenbaubereiche im Westen des Ortsteils errichtet.

 

Seit 1990

Die politische Wende 1989/1990 markierte auch in Friedrichshain eine tiefe und folgenreiche Zäsur.

In der Wendezeit und danach nutzten viele Hausbesetzer aus der linken Szene – vor allem aus West-Berlin – den Leerstand in den unsanierten Altbaugebieten im östlichen Teil des Bezirks zu neuen Hausbesetzungen. 1990 endete diese Hausbesetzerwelle mit Straßenschlachten in der Mainzer Straße. Viele der Häuser wurden durch die Polizei geräumt . Einige der ehemaligen Besetzer wohnen noch heute in „ihren“ Häusern. Aus der Hausbesetzerkultur entstanden nicht selten wichtige und beliebte soziokulturelle Einrichtungen in Friedrichshain: Bars, Veranstaltungsräume, Beratungsstellen, Videokinos. Dies trug wohl auch dazu bei, dass Friedrichshain immer mehr zuziehende Studenten und Touristen anlockt, die den „Szene-Stadtteil“ für sich entdecken.

Am 1. Januar 2001 wurden die damaligen Bezirke Kreuzberg und Friedrichshain zum neuen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vereinigt.

 

Bezirksbürgermeister

ZeitraumNamePartei
1921–1933Paul MielitzSPD
1933–1938Max ConradNSDAP
1938–1944Günther HüberNSDAP
1944–1945Hans FinkNSDAP
1945–1946Paul LippkeSPD
1946–1947Fritz SaarSPD, dann SED
1947Wilhelm MardusSPD
1948Heinz GrieschSPD
1948Erwin ButteSED
1948–1950Willi SchmidtSDA
1950–1953Gustav-Adolf WernerSED
1953–1956Fritz ReuterSED
1956–1975Hans HödingSED
1975–1989Manfred PagelSED
1989–1990Heinz BorbachSED
1990Hans-Günter BaudischSED
1990–2000Helios MendiburuSPD

 

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